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Echte Hilfe

Kommentar Helge Neumann

Landauf, landab kämpfen Händler um ihre Existenz. Es müssen endlich Maßnahmen her, die der Branche tatsächlich nutzen!

Es ist ergreifend. Inspirierend. Und bewundernswert. Landauf, landab kämpfen Schuhhändler um ihre Existenz. Mit großem Einsatz, ganz viel Herzblut und auch dem Mut der Verzweiflung geben sie alles, um ihr Unternehmen zu retten. Es wird nicht lange gefackelt, sondern gehandelt. Da werden auf Facebook und Instagram Kampagnen zur Unterstützung des lokalen Handels gestartet, die Beratung per Videochat ins Leben gerufen oder Schuhe per Lastenfahrrad ausgeliefert. Die Kunden honorieren dieses Engagement – nachlesbar in den Kommentaren auf Social Media. Es scheint fast so, als habe es die Corona-Krise gebraucht, um bei vielen Verbrauchern ein neues Bewusstsein für die Bedeutung des stationären Handels zu wecken. Das ist traurig und ermutigend zugleich.

Der Handel benötigt in diesen Tagen jedoch mehr. Der Zuspruch der Kunden, so positiv er auch sein mag, reicht nicht aus, um die Auswirkungen der verordneten Ladenschließungen ansatzweise zu kompensieren. Stunde für Stunde, Tag für Tag und Woche für Woche geht Umsatz verloren. Es ist an der Zeit, dass diese Situation und zugleich auch der Mut der Unternehmen von den Verantwortlichen in Berlin wahrgenommen und honoriert werden. Es müssen endlich Maßnahmen her, die der Branche tatsächlich nutzen!

Um Zugang zu Entscheidern zu finden und bei diesen Verständnis für spezifische Forderungen zu wecken, braucht es starke Nerven und viel Geduld. Lobbyarbeit ist in diesen Tagen kein Leckerbissen. Sondern ein zähes Stück Arbeit. Zu diesen „Kämpfer“ im politischen Berlin gehört auch Günter Althaus. Der langjährige Vorstandsvorsitzende der ANWR leitet eine eigens gegründete Task Force des Mittelstandsverbunds. Ihr Ziel: Liquidität für den Mittelstand sichern. Und zwar schnell. Die Task Force vertritt selbstverständlich die Interessen zahlreicher Branchen. Es könnte dem Schuhhandel jedoch wohl nichts besseres geschehen, als dass sich ein absoluter Branchenkenner an vorderster Front für sie einsetzt.

Althaus und dem Einsatz vieler weiterer Mitstreiter in den Verbänden ist es zu verdanken, dass in den vergangenen Tagen Verbesserungen erzielt wurden. Die bisherigen Finanzhilfen wurden durch so genannte Schnellkredite ergänzt. Im Gegensatz zu den bisherigen KfW-Krediten trägt der Staat hier 100% des Risikos, zudem soll die Bewilligung ohne zeitraubende Prüfung durch die Hausbank erfolgen. Das ist ein Fortschritt. Der Nachteil: Auch diese „Finanzhilfe“ ist ein Kredit, der inklusive Zinsen zurückgezahlt werden muss. Ob ein angeschlagener Wirtschaftssektor wie die Schuhbranche dies leisten kann, bleibt fraglich. 

Letztlich wird kein Weg an nicht rückzahlbaren Liquiditätshilfen vorbei führen. Das fordert auch Günter Althaus.  Und das sollte dem Staat die Schuhbranche auch wert sein.